Notizen über Tanz/Performance



Lihito Kamiya - "Travelogue" Preformancevideo

Ein nackter Körper durchwandert karge Landschaften und sucht Schutz in
instabilen, beweglichen Behausungen. Doch trotz seiner langsamen,
tastenden Bewegungen, steht er zu den Elementen, die ihn umgeben, in
einem ständigen Kampf. Karten sind der Versuch, sich vor dem Chaos der
Umgebung zu bewahren, sich in einer vermeintlichen Ordnung zu bergen,
die doch nur das Äußere und Innere invertiert. Obwohl nichts ihn
fassen kann, trägt er doch endlich einen Anzug und Schuhe in den
Händen: der Weg selbst wird zum Zeichen der Person, das Laufen ist
etwas, was man sichtbar mit sich trägt. Und dann, nach dem langen Weg,
wieder ein nackter Körper: trotz allem, was er auf sich nimmt, ist in
seiner Mitte nicht eins der durchwanderten Orte und Begebenheiten,
sondern die Abwesenheit davon. Der Körper, in seiner Trennung vom
Raum, in seiner Heimatlosigkeit, bleibt, in sich selbst, nackt.


Tanzfuchs: "Dis_Order - eine objektive Feldstudie"

Ein Geflecht aus Stimmen, die Reihengolge ihrer Wörter verworren in diversen Lautsprechern, die sie vom Körper und voneinander Trennen.
Ein Geflecht aus Kabeln, die methodisch, koordiniert verlegt und rekombiniert werden.
Der menschliche Körper als Schnittstelle des Mediengeflechts, wird unter Lautsprechern begraben, taucht in sie ein, aber Tanzt auch freudig zwischen den Kabeln hinweg.
Ein Geflecht aus Körpern die mit unerwarteter Leichtigkeit aufeinander treffen, ineinander passen und zähflüssig gemeinsam dahintreiben - zueinander, voneinander, immer wieder mit Leichtigkeit und Wunder.
Dann aber bleibt eine der Figuren regungslos, die anderen bewegen, behandeln sie, und klemmen dabei steif aneinander.

Einerseits ist diese "objektive Feldstudie" ein Stück Performance Art, in dem die Bedeutung aus der Gegenüberstellung seiner Elemente Springt. Anderseits zeigen die Figuren auch stellenweise ausgepregte Persönlichkeiten und Beziehungen, womit das Drama ihrer Interaktion auch viel von Tanztheater hat. Ob es nun theatralische Szenen oder poetische Bilder sind, in denen das Stück aufgeteilt ist, lässt sich beliebig lesen, doch jeder Moment hat einen distinktiven Charakter, der visuell vom Lichtspiel unterstrichen wird.

Als Soundpreformance entwickelt das Stück besondere Beziehungen zwischen Tanz und Musik, denn es ist nicht nur die Bewegung, die dem Klang folgt, sondern der Klang, der durch Bewegung von Tänzer/Sprecher, Mikrophonen und Lautsprechern verändert wird. Dabei wird auch die Räumlichkeit des Klangs manifest.

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